Der Kindle Paperwhite 2024 im Old School Fantasy-Langzeittest

Foto von Marcus Johanus, 2025

Prolog

Stell dir vor: Du sitzt am Lagerfeuer und willst weiterlesen, wie Elric das Schwert Sturmbringer entfesselt oder Kane sich durch die finsteren Straßen von Kush schlachtet. Aber in deinen Händen befindet sich kein ledergebundener Foliant und auch kein zerlesenes Taschenbuch von Heyne oder Bastei.

Nein, in deinen Händen liegt ein magischer Gegenstand, ein kleines, dünnes, schwarzes Rechteck, das glüht, der E-Book Reader Kindle Paperwhite 2024.

Ein E-Reader? Für Liebhaber von Fantasy der alten Schule? Für Menschen, die ihre Storys am liebsten in abgewetzten, schwarzrandigen Goldmann-Ausgaben mit vergilbten Seiten lesen?

Ja. Genau. Für Menschen wie dich und mich.

Okay, der aktuelle Kindle Paperwhite ist vielleicht nicht wirklich ein magisches Artefakt aus dem Dungeon Master’s Guide – aber es ist verflixt nah dran.

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Erstes Kapitel: Magische Eigenschaften

Der aktuelle Kindle Paperwhite ist ein E-Ink-Reader, einer der bekanntesten.

Für alle jene, die bisher einen Bogen um solch Hexenwerk geschlagen haben, sei gesagt, dass E-Ink-Reader Tablets wie dem iPad ähneln, aber keine sind.

E-Ink-Reader haben kein OLED- oder ähnliches Display. Sie haben ein mattes, in diesem Fall schwarz-weißes Display, das beleuchtet werden kann. Die Schrift entsteht mit elektrisch geladenen Partikeln wie von Zauberhand. Sie funktionieren ganz grob gesagt nach einem ähnlichen Prinzip wie die Zaubertafeln, mit denen wir als Kinder gemalt haben.

Und sie sehen auch ein bisschen danach aus.

Es gibt keine Apps auf dem Gerät (ja, es gibt einen Browser, aber den will eigentlich niemand benutzen).

Der Kindle ist nur für einen einzigen Zweck da. Und der ist das Lesen von E-Books. Nun gut, zwei Zwecke, denn er dient natürlich auch zum Kaufen von E-Books. Aber das ist irgendwie naheliegend und nicht der Grund, wieso man ihn sich zulegt.

Warum aber sollte solch ein Gerät für den müden Wanderer am Lagerfeuer, der doch eigentlich nur wohlig nostalgische Geschichten als E-Book schmökern möchte, interessant sein? Kann man das nicht besser auf dem Handy oder einem Tablet?

Jein.

E-Ink-Reader sind für alle jene wie mich gut, die einerseits gerne E-Books lesen, dafür aber ungern ihr Handy oder Tablet nutzen, weil es dort beispielsweise zu viele Ablenkungen gibt.

Machen wir uns nichts vor, die E-Mails, das nächste Spiel oder das kurze Checken der News und Social Media sind auf diesen Geräten nur ein Fingertipp entfernt. Eine Benachrichtigung poppt auf, nur mal kurz nachsehen, was da gekommen ist … und schon ist eine Stunde vergangen, ohne dass man gelesen hat.

Wer also aus diesem Grund (und noch anderen Gründen, aber zu denen kommen wir gleich) so einen magischen Gegenstand seinem Inventar hinzufügen möchte, sollte einen Blick auf den Kindle Paperwhite 2024 riskieren, denn er ist meiner Meinung nach das zurzeit beste Gerät seiner Art, auf das man Bücher aus dem Äther bannen kann wie Hexenmeister die Essenz von Dämonen in ihr Amulett.

Der Kindle Paperwhite besitzt ein 6,8 Zoll großes E-Ink-Display mit TouchFunktion, das beleuchtet wird. Diesen wenig magisch anmutenden Satz muss man sich ein wenig auf der Zunge zergehen lassen. Denn er bedeutet, dass das Lesen auf dem Kindle eben doch wie Magie erscheint.

6,8 Zoll kann man in unseren Landen als eine Bildschirmdiagonale von rund 17,3 cm in einem Seitenverhältnis von 3:4 übersetzen. Das wiederum heißt, dass der Kindle 2024 ein kleines bisschen größer ist als seine Vorgänger.

Damit ermöglicht er ein Leseerlebnis, das ungefähr dem eines kleinen Taschenbuchs entspricht (für reclamheftchengeschädigte Menschen wie mich ist das Display geradezu verschwenderisch groß). Das Format ist sehr praktisch, da man etwas seltener umblättern muss als auf den früheren Kindle oder vergleichbaren Geräten.

Gleichzeitig bleibt der Kindle sehr klein, leicht und handlich. Leichter als die meisten Handys und immer noch handlich genug, um in die Gesäßtasche einer Jeans zu passen. Man kann ihn also praktisch immer dabei haben und merkt ihn trotzdem kaum.

Zu dem magischen Erlebnis trägt außerdem bei, dass die Auflösung des Displays hoch ist. Das heißt, dass die Buchstaben schärfer sind als auf gedrucktem Papier. Gut für die müden Augen eines alten Zauberers, der zu viel und zu lange vergilbte Schriftrollen im Kerzenlicht studiert hat.

Auch die Tatsache, dass das Display beleuchtet ist, trägt zu diesem Gefühl bei. Denn der Kontrast zwischen Hintergrund und Schrift ist hoch. Und das ist sehr gut für die Lesbarkeit des Textes.

Die Hintergrundbeleuchtung ist nicht nur für den Kontrast gut, sondern natürlich auch beim Lesen in nicht ganz so gut luminierten Studierzimmern oder sogar in dunklen Verliesen. Wenn man möchte, passt sich die Beleuchtung sogar automatisch den Lichtverhältnissen des Abenteuerschauplatzes an.

Wer nun fürchtet, dass das kalte, weiße Licht mit hohem Blauanteil dazu führt, dass dies die Erholung der langen Rast gefährden könnte, sei beruhigt: Der Kindle Paperwhite 2024 lässt sich auf wärmere Farbtemperaturen einstellen. Auch das funktioniert, wenn man will, automatisch. Perfekt für Nachtleser und Liebhaber von Kerzenlicht-Romantik.

Hinzu kommt ein Dunkelmodus, der weiße Schrift auf schwarzem Grund zeigt. Der ist praktisch, denn so kann man abends auf der Pritsche schmökern, ohne seine Gefährten im Gemeinschaftsschlafsaal zu stören.

Zur Magie trägt auch bei, dass man sich wirklich Mühe geben muss, um den Akku vom Paperwhite leerzukriegen. Ich hab’s im Urlaub probiert. Es ist mir trotz intensivem Lesens und dem Nutzen der Beleuchtung nicht gelungen.

Der Fairness halber muss ich aber auch gestehen, dass ich weder die Bluetooth– noch die WLAN-Verbindung genutzt habe.

Und die WLAN-Verbindung benötigt man eigentlich auch so gut wie gar nicht. Kann man die meiste Zeit ausschalten, wenn man nicht gerade neue Bücher kaufen oder die Position des Buches, das man gerade liest, mit anderen Geräten synchronisieren möchte.

Und Bluetooth benötigt man auch nur in Ausnahmefällen.

Moment mal … Bluetooth? Auf einem E-Reader? Wozu hat denn ein durchgeknallter Gnomen-Kunsthandwerker diesen überflüssigen Kram in ein Lesegerät gebannt?

Ganz einfach, der Kindle kann auch Hörbücher. Wiederum wahrhaftig magisch ist hier die Tatsache, dass man bei Amazon zu den meisten E-Books das Hörbuch für wenig Geld dazukaufen kann. Besitzt man nun Bluetooth-Kopfhörer ist es möglich, nahtlos zwischen E-Book und Hörbuch hin und her zu wechseln.

Der Lesestatus beider Medien wird automatisch synchronisiert. Das gilt auch dafür, wenn man doch mal das E-Book auf dem Tablet liest oder das Hörbuch auf dem Handy genießt. Ganz gleich, welches Medium oder Gerät, das Buch öffnet sich immer an der Stelle, an der man zuletzt aufgehört hat zu lesen.

Letzte, aber nicht ganz unwichtige magische Eigenschaft des Kindle: Er ist wasserdicht. Fällt er ins Wasse, übersteht er das besser als ein physisches Buch. Gut für Abenteurer wie mich, die gerne ihre Quest im Badezuber ausklingen lassen und dabei gerne ein wenig schmökern.

Und es gibt noch eine Eigenschaft, die ich am Kindle mag und die einen wirklichen Vorteil gegenüber einem physischen Buch hat.

Man weiß nicht, wo im Buch man gerade genau ist.

Ja, man kann sich die Seitenzahl, verbleibende Lesezeit und den prozentualen Fortschritt und ich weiß nicht noch was alles anzeigen lassen, wenn man das möchte.

Man kann das aber auch alles deaktivieren. Und ich mache das. Dann man wirklich nur den Text vor sich. Der Vorteil nun, dass ich beim gedruckten Buch den Lesefortschritt in der Hand habe. Wenn die Hauptfigur in einer brenzligen Situation ist, ich aber erst die Hälfte des Buches in der Hand habe, weiß ich, das ist noch nicht das Ende.

Beim Kindle habe ich keine Ahnung, wo genau ich im Buch gerade stehe. Zumindest, wenn man ihn so einstellt, wie ich das mache. Mir gefällt das.

Zweites Kapitel: Braucht man den Paperwhite 2024, wenn man schon ein älteres Modell besitzt?

Kindle-Veteranen mögen nun anführen, dass der Paperwhite das alles schon lange vorher konnte.

Nun. Wiederum jein.

Ganz bestimmt lohnt sich der Kindle Paperwhite 2024 nicht für Leute, die das Vorgängermodell noch nutzen. Hier sind die Unterschiede zu klein, finde ich. Die automatische Anpassung der Hintergrundbeleuchtung gab es schon beim Paperwhite 2021 in der Signature Edition. Die ist nun in allen Paperwhitemodellen enthalten. Im Prinzip ist das, abgesehen vom minimal anderen Design, die einzige größere Veränderung.

Ich habe mir das Update trotzdem gegönnt. Warum?

Einerseits, weil ich ein durchgeknallter E-Book-Fetischist bin. Andere Leute kaufen sich einen Porsche. Ich leiste mir ein Lesegerät, das eigentlich kein Mensch braucht. Jeder hat so seine Macken.

Die Neuerungen (ein etwas größeres Display, die automatische Anpassung der Beleuchtung, wireless Charging) mögen klein sein, aber in der Summe sind sie für jemanden, der wirklich viel auf dem Kindle liest, dann doch ein kleiner aber feiner Schritt hin zu mehr Komfort.

Es gibt nämlich noch zwei Eigenschaften, die ich bislang unterschlagen habe.

Der Kindle Paperwhite 2024 ist der schnellste Kindle bislang. Wieso schnell?

Einer der größten Nachteile eines E-Ink Displays gegenüber anderen Technologien oder einem physischen Buch ist die Tatsache, dass die Seiten sich langsamer aufbauen. Das neueste Modell reagiert aber endlich so fix, dass ich mich nicht mehr an die Latenz von Rincewinds ersten Zauberversuchen erinnert fühle.

Ja, Nutzer älterer Modelle können diesen Effekt auch mit einem Update der Firmware annähernd erreichen. Aber trotzdem. Die Hardware spielt mit und beschleunigt den Seitenaufbau spürbar gegenüber älteren Geräten mit Update. Ich hab’s ausprobiert.

Vor allem macht sich die neue Reaktionsfähigkeit beim Tippen von Buchstaben auf dem Kindle bemerkbar.

Wer noch etwas tiefer in die Tasche greift und statt der rund 170 knapp 200 Euro ausgibt, um sich die Signature Edition zu leisten (so wie ich), bekommt auch noch kabelloses Laden dazu.

Ja, ich weiß, auch nur eine kleine Spielerei. Aber ich steh drauf.

Dafür benötigt er natürlich ein induktives Ladegerät, das noch einmal rund 40 Euro kostet.

Und so ganz nebenbei ist der neue Paperwhite schlanker und fühlt sich wertiger an als seine Vorgänger. Vor allem, weil man zwischen schimmernden MetallicFarben wählen kann.

Wer sich also für den Paperwhite 2024 in der Signature Edition entscheidet und zuvor einen Kindle von 2020 oder älter besessen hat, macht einen Sprung von mehreren Stufen, muss dafür allerdings noch einige Goldstücke investieren.

Alle anderen können bei ihrem alten Gerät bleiben, wenn sie nicht so verrückt sind wie ich.

Drittes Kapitel: Die dunkle Seite …

Hat denn dies wundersame Zauberding auch Nachteile?

Leider ja. Und die will ich nicht verschweigen. Diese liegen eher in den kleinen Dingen und verursachen kleinen Ärger, der das Gesamterlebnis wenig trübt.

Der Elefant im Raum: Mit einem Kindle betritt man das Reich Amazonien. Man kann also eigentlich nur Bücher von Amazon lesen. Ja, sehr begabte Zauberwirker bekommen es auch hin, andere Medien zu bannen, aber das ist hochstufigen Nutzern vorbehalten.

Das Display ist empfindlicher als ein Magier auf der 1. Stufe in AD&D. Man muss also irgendwie seine Rüstungsklasse erhöhen.

Denn das Gerät hat ja gerade den Vorteil, dass man auch die mächtigsten Folianten locker in einer Hand halten kann (ohne hätte ich zum Beispiel Brandon Sanderson »Der Weg der Könige« viel später beendet). Somit will man ihn auch auf die nächste Quest mitnehmen und nicht nur im heimischen Turm verwenden.

Damit der Kindle aber beim nächsten Orküberfall nicht zerstört wird, muss man sich was einfallen lassen.

Natürlich kann man die Hüllen von Amazon kaufen oder die wesentlich günstigeren Gewandungen dahergelaufener Krämer. Ganz gleich, für welches Modell man sich entscheidet, sie alle haben aber einen großen Nachteil: Sie machen den schönen, schlanken und leichten Gegenstand zu einem unattraktiven relativ schweren Klotz.

Ich persönlich weiß auch beim Lesen nie, wohin mit dem Pappdeckel, der das Display beim Transport schützen soll. Sehr unhandlich. Klappt man ihn auf, braucht man zwei Hände, bei einem Gerät, dessen Einhand-Bedienung ja eigentlich der Vorteil ist. Klappt man ihn um, wird das ganze sperrig in der Hand.

Die Alternative sind Displayfolien. Diese funktionieren ganz gut, was den Schutz angeht. Allerdings muss man hier entweder eine glänzendere Oberfläche in Kauf nehmen, die den Kindle in den Zauberspiegel der bösen Königin verwandelt, oder ein mattes Finish wählen, das wiederum die Schärfe der Schrift etwas reduziert.

Hinzu kommt, dass zumindest ich meine Geschicklichkeit noch nicht genug gesteigert habe, um so eine Folie vollkommen fehlerfrei aufzukleben. Irgendeine kleine Blase bleibt immer. Muss man wissen, ob es einen stört.

Ganz gleich, welche Rüstungsklasse man wählt, es gibt Nachteile. Und diese nun ausgerechnet dort, wo der Kindle eigentlich seine Stärken hat, nämlich entweder klein, schlank, leicht und handlich zu sein, oder ein gestochen scharfes Schriftbild zu besitzen.

Ein riesiger Konstruktionsfehler, der mir einfach nicht einleuchtet, bildet seit jeher der Knopf zum Ein- und Ausschalten. Er befindet sich an der Unterseite des Artefakts. ich halte den Kindle so, dass mindestens der kleine Finger das Gerät unten stützt.

Und der landet nahezu automatisch auf dem Knopf, so dass es nicht selten passiert, dass das Display ausgerechnet an den spannendsten Stellen schwarz wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich der einzige Mensch bin, dem es so geht. Wieso der Knopf sich nicht auf der Oberseite befindet, wissen die Götter.

Mein letzter Meckerpunkt: Es ist eine wirklich tolle Funktion, mit dem Kindle Hörbücher hören und nahtlos zwischen Lesen und Hören wechseln zu können. Warum nur hat dann aber der Player auf dem Kindle keinen Sleep-Timer?

Doof für alle, die gerne einem Hörbuch zum Einschlafen lauschen. So wie ich.

Vollkommen unverständlich, denn die KindleApp, die man auf allen anderen Geräten installieren kann, oder die Audible-App zum Hören von Amazon-Hörbüchern, verfügt über einen Sleep Timer. Auch andere lustige Features, die die Kindle-App hat, wie beispielsweise LeseStatistiken, vermisse ich beim Kindle-Gerät.

Wieso hat die Kindle-App, die man auf nicht-Amazon-Geräten installieren kann, mehr Funktionen, als Amazons eigener E-Reader? Da steckst du nicht drin …

Viertes Kapitel: Warum eignet sich der Kindle besonders für Old School Fantasy-Fans?

Old School Fantasy lebt von Atmosphäre. Von altertümlichen Worten, verlorenen Reichen und ganz viel Charme der 1980er. Wer Old School Fantasy lesen will, möchte das in der Regel in einem vergilbten Taschenbuch mit einem kitschigen Cover, das an die Kindheit erinnert.

Doch es gibt Vorteile gegenüber Gedrucktem aus dem Antiquariat. Einige Klassiker sind kostenlos erhältlich: Dunsany, MacDonald, Morris, Lovecraft – alle digital gratis verfügbar. Vorausgesetzt, man liest gern im Original. Viele Übersetzungen gibt es in sehr günstigen Ausgaben.

Und manche modernen Bücher sind als E-Book etwas günstiger als in gedruckter Fassung. Von dem Vorteil, dass man zum Kindle-Buch häufig auch das Hörbuch zum Spottpreis dazu bekommt, berichtete ich bereits. Nicht selten erhält man E-Book und Hörbuch zusammen für weniger Geld als die gedruckte Ausgabe.

Hinzu kommt die Welt der selbstverlegten Bücher, unter denen es durchaus die eine oder andere old schoolige Perle gibt, wie zum Beispiel L.C. Freys Age of Stone. Und diese kosten in der Regel deutlich unter fünf Euro.

Wer wirklich viel liest, kann auch ein Kindle-Unlimited-Abo abschließen. Für knappe 10 Golddukaten je Mondphase erhält man dann eine Lese-Flatrate. Lohnt sich vor allem für Heftroman-Fans, die mehrere Serien pro Woche lesen.

Und wer Amazon-Prime-Kunde ist hat mit Prime Reading auch immer wieder kostenlosen Zugriff auf lohnenswerte Schmöker.

Darüber hinaus liefert der Kindle, wie bereits angedeutet, Wörterbücher, Übersetzungshilfen und Lexika mit. So kann man Unbekanntes sehr schnell und komfortabel nachschlagen. Praktisch, vor allem, wenn man die vielen gratis E-Books im Original nutzen will.

Es gibt auch Markierungs- und Notizen-Funktionen, um die wichtigsten Zauber für das Memorieren auf der Quest schneller parat zu haben.

Manche Regelwerke für Rollenspiele erscheinen sogar in Formaten, die auf dem Kindle lesbar sind und sogar PDFs kann man an den Kindle senden und dort dann lesen. So kann man verhindern, dass die Regale im Hauptquartier der Helden sich unter der Last der Folianten verbiegen.

Noch ein kleiner Bonus: Es gibt inzwischen auch einige Fantasy-Spielbücher für den Kindle. Und das ist wirklich komfortabel, denn die einzelnen Stationen sind verlinkt, so dass man nur auf sie tippen und nicht lange blättern muss.

Und manche Klassiker des Genres erscheinen auch nur noch als E-Book, weil die Auflagen einfach zu klein wären, um das Drucken physischer Bücher zu rechtfertigen.

Fünftes Kapitel: Der nostalgische Magier in mir

Es gibt Dinge, die fehlen. Kein E-Reader der Welt kann das Gefühl ersetzen, eine Wolfgang-Hohlbein-Erstausgabe aus den 1980ern aufzuschlagen. Für diese Momente bleibt das Papier heilig.

Aber – und das ist der springende Punkt – für mich ersetzt der Kindle diese Erlebnisse nicht. Er ergänzt sie. Er macht es möglich, auch unterwegs tief in diese alten Welten einzutauchen, ohne die Beschädigungen liebgewonnener Schätze zu riskieren. Die können währenddessen in ihrer physischen Ausgabe weiter im Regal schlummern.

Epilog: Sinn und Unsinn des Artefakts

Würde ich den Kindle stets einem Folianten aus Papier vorziehen? Nein.
Würde ich ihn dem Schleppen Dutzender Bücher vorziehen, wenn ich müde von aufregenden Abenteuern oder gerade auf einer Quest bin? Würde ich es bevorzugen, mit bernsteinfarbener Hintergrundbeleuchtung in einer Schriftgröße meiner Wahl im schummrigen Schlafsaal zu lesen statt Kleingedrucktes im Kerzenlicht mit müden Augen zu entziffern?

Durchaus.

Der Kindle Paperwhite 2024 ist kein Ersatz für die Bibliothek im Turm des Magiers – aber er ist ein tragbares Grimoire, das jedem Fantasy-Fan den Alltag erleichtert. Für Leseratten, Spielleiter und Sammler alter Geschichten ist er ein treuer Gefährte auf der Reise durch vergessene Reiche.

Kein Ersatz für mich, aber doch eine wirklich gute Ergänzung für gewisse Gelegenheiten eines bewegten Abenteuererlebens.

P.S.: Aber … Amazon ist doch böse, oder?

Gerüchte erfüllen den Äther, Amazon würde E-Books löschen, die man erworben hat, oder deren Inhalte ändern. Beides stimmt und stimmt auch wieder nicht.

Besonders aufgestoßen ist vielen Menschen, dass Amazon es seit einer Weile nicht mehr zulässt, dass man die Dateien der E-Books auf dem heimischen Rechner speichern kann.

Ohne zu sehr in die Details zu gehen, ja, das ist alles durchaus nicht von der Hand zu weisen. In gewisser Weise ist man mit dem Kindle dem Wohlwollen der Herrscher Amazoniens aufgeliefert.

Allerdings in meinen Augen auch nicht mehr oder weniger als mit anderen E-Book-Readern. Wer ein E-Book erwirbt, kauft mit seinen hart erkämpften Dukaten keine Datei, die man in seinen Beutel der vielen Dinge stopfen und dort für immer und ewig aufbewahren kann.

Man kauft lediglich eine Lizenz, die Datei nutzen zu dürfen. Und Lizenzen haben es an sich, dass sie auch enden oder nach Vertragsfrist abgeändert werden können. Allerdings ist dies in der Regel keine besondere Eigenschaft von Amazon, sondern hängt mit dem Prinzip von E-Book-Readern zusammen. Und letztendlich entscheiden darüber die Verlage, die die E-Books herausgeben oder die Selfpublisher, die ihre Bücher bei Amazon einstellen.

Die Geschäftsmodelle der Konkurrenten wie Tolino oder Kobo sind da auch nicht anders.

Und, ja, E-Book-Inhalte können auch geändert werden. Selfpublisher oder Verlage nutzen die Möglichkeit eines Updates ihrer Bücher, um zum Beispiel sprachliche Fehler, die nach der Veröffentlichung einer Datei aufgefallen sind, noch zu beheben. In der Welt der gedruckten Bücher nennt sich das neue Auflage.

Kurzum: Man geht ein gewisses Risiko ein, wenn man E-Books auf einem E-Reader liest. Bücher könnten verschwinden, wenn Amazon die Lizenz verliert. Und sie werden gelegentlich auch verändert.

Allerdings habe ich das bei E-Books selbst bisher nie erlebt. Bei Musik vom Streamingservice allerdings schon. Bestimmt werden also andere Kindle-Nutzer andere Erfahrungen haben als ich.

Aber machen wir uns nichts vor, auch bei einem gedruckten Buch besteht die Chance, dass ich es verliere, es einem Wohnungsbrand oder einem Wasserschaden zum Opfer fällt. Oder, mein häufigstes Problem, man verleiht die Bücher, vergisst aber, an wen, und sieht sie dann nie wieder.

Letztendlich würde ich mir auch keine wirklich wichtigen Bücher »nur« als E-Book kaufen. Die Schmuckausgabe des »Herrn der Ringe« habe ich auch lieber im Regal zu stehen. Da würde mir die Kindle-Ausgabe nicht reichen. Trotzdem habe ich ihn auch als E-Book. So kann ich auch unterwegs etwas darin nachschlagen, wenn ich das möchte. Kommt vor.

Und Sandersons voluminöse SturmlichtSaga lese ich sowohl als E-Book als auch im gedruckten Buch. Gedrucktes ist für mich irgendwie schöner bei der Serie. Aber wenn die Lichtverhältnisse schlecht sind oder ich das Buch gerne unterwegs lesen will, dann ist die physische Variante dem E-Book unterlegen.

Und ja, ich habe mir sogar noch das Hörbuch geholt, um auch beim Abwaschen in der Story noch voranzukommen.

Außerdem sind E-Book-Reader für das kurze Lesevergnügen zwischendurch von zum Beispiel Heftromanen ideal. Wer will wirklich auf Dauer die ganzen Einzelhefte bei sich rumliegen haben? Ich jedenfalls nicht.

Hier muss man für sich entscheiden, welche Lebensrisiken man eingehen möchte und welche nicht und was einem das Lesevergnügen wert ist.

P.P.S.: Ist denn der Kindle wirklich ein so besonderes Artefakt?

E-Book-Reader gibt es viele. Und auch viele sehr komfortable, die allesamt kleinere Vorteile gegenüber dem Amazon-Reader haben. Aber halt eben auch Nachteile.

Es gibt zum Beispiel ganze E-Ink-Tablets. Also Tablet-Computer, mit denen man Apps von E-Book-Händlern installieren kann, so dass man nicht nur Bücher von Amazon, sondern auch von Tolino, Kobo usw. lesen kann.

Und diese E-Ink-Tablets können noch mehr, wie E-Mails abrufen, im Netz surfen usw.

Auch können das, was der Kindle Paperwhite 2024 in der Signature Edition kann, mehr oder weniger auch die E-Book-Reader der Konkurrenz.

Ich persönlich finde jedoch, dass diese Alternativen hier und da Nachteile haben, die mich dann lieber zum Kindle greifen lassen. Das betrifft manchmal die technische Ausstattung, manchmal ein etwas kleineres Angebot und manchmal auch schlicht das Design des Geräts.

Aber das kann und muss sich jeder natürlich selbst überlegen und ist letztlich eine Geschmacksfrage. Eine, die damit zu vergleichen ist, ob ich lieber Salami-Pizza oder Käse-Pizza mag.

P.P.P.S.: Der geheime, wahre Grund, einen Kindle (oder anderen E-Ink-Reader) zu benutzen, über den aber sonst niemand redet

Das hat jetzt wenig mit Old-School-Fantasy oder technischen Vorteilen etc. vom Kindle zu tun. Aber für mich ist das ein entscheidendes Argument für E-Ink-Reader.

Viele kämpfen in der hektischen Alltagswelt, den vielen Verpflichtungen und vor allem der vielfältigen medialen Ablenkungsmöglichkeiten um ihre Lesezeit. Zumindest ich tue das.

Lesen ist aber neben dem Vergnügen, das es bereitet, auch so was wie eine Art Workout fürs Hirn. Die Vorteile des Lesens für Psyche und mentale Gesundheit sind vielfältig nachgewiesen.

E-Ink-Reader machen es einem hier besonders leicht, beim Lesen am Ball zu bleiben. Zumindest für mich gilt das. Mal abgesehen von den verminderten Ablenkungen (von denen ich bereits berichtete), ist das nächste Buch nur ein Fingertippen entfernt.

Der Roman langweilt mich gerade? Tipp, schnell zum Sachbuch gewechselt. Mir ist eher nach Spielen? Tipp, zum Spielbuch gewechselt. Doch lieber einen Comic … Okay, Comics lese ich echt nur im Notfall auf dem Kindle. Dafür eignet sich das Display nun eher nicht. Aber zur Not mache ich auch das.

Ein interessanter Titel weckt meine Aufmerksamkeit, Tipp, Leseprobe geladen um zu gucken, ob das Buch auch was taugt.

Der Kindle ermöglicht es zumindest mir, häufiger zu lesen, weil ich nicht zur Buchhandlung fahren oder das Buch, das ich gerade lesen will, erst einmal aufwändig beim Stöbern durch Läden finden muss. Ich muss nicht einmal aus dem gemütlichen Lesesessel aufstehen, um zum Regal zu schlurfen.

Ja, ich weiß, klingt ziemlich dekadent. Aber um mehr Lesezeit aus dem Alltag herauszuholen ist zumindest mir jedes Mittel recht.