Du gehst gemeinsam mit deiner Protagonistin oder deinem Protagonisten auf ein Konzert. Schreibe eine kurze Szene darüber.
»Es geht gleich los«, ermahne ich Lisa.
»Was?«, fragt sie. Ihr Gesicht wird blau von ihrem Handydisplay erleuchtet.
»Das Konzert.«
»Ja, ja, schon klar.« Sie steckt das Handy weg und lächelt. »Alles gut. Was hören wir eigentlich?«
Ich verdrehe die Augen. »Du fragst mich das schon zum x-ten Mal. So langsam …«
Ihr Handy brummt. »Uh, Sorry. Da muss ich kurz ran.«
Sie steht auf. Das vibrierende Handy in ihrer Hand. Zum Glück sitzen wir am Rand der Sitzreihe. Sie zwängt sich an mir vorbei, hält sich das Smartphone ans Ohr und geht die Treppen nach oben. Verlässt den Saal.
Das Licht geht aus. Die Bühne wird erleuchtet.
Der Dirigent betritt unter intensivem Applaus den Saal.
Ich hätte genauso gut alleine ins Konzert gehen können. Nein, besser.
Seit ich Lisa abgeholt habe, hängt sie an ihrem Handy. Okay, ich weiß, dass sie viel zutun hat. Sie bereit sich auf eine Talkshow vor. Großer Auftritt. Prime time. Sie kann ihr Buch präsentieren. Wer wäre da nicht aufgeregt?
Aber dann hätte sie auch einfach absagen können. Doch das ist typisch für sie. Tanzt auf mehreren Hochzeiten. Nur nichts verpassen. Unfähig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und den Augenblick zu genießen.
Die Holzbläser reißen mich aus meinen Gedanken. Die einlullenden Harfen- und Streichertöne, mit denen Igor Stravinskys »Orpheus« beginnt, habe ich verpasst.
So viel dazu, den Augenblick zu genießen. Danke, Lisa.
Doch eigentlich ärgere ich mich nicht über sie, sondern über mich. Dass ich mich von ihr habe anstecken …
»Entschuldigung«, sie drückt sich an mir vorbei. Setzt sich.
Ich kann spüren, dass sie zittert. Im Halbdunkel des Zuschauerraums sehe ich, dass sie schwitzt. Sie ist blass.
»Ist alles in Ordnung?«, frage ich.
»Ja, ja«, flüstert sie. Ihre Stimme zittert.
»Was ist denn?«
Sie sieht mich an und lächelt. »Nichts. Wirklich.«
Ihre Augen vibrieren. Wandern hin und her. Das kurze dunkle Haar ist durcheinander.
»Lisa, ich kann doch sehen …«
Sie drückt mit eiskalten Fingern meine Hand. »Wir wollten doch das Konzert genießen, oder? Lieb, dass du dir Sorgen machst. Aber es ist alles in Ordnung.«
Dann starrt sie angestrengt auf das Orchester.
Ich will noch etwas sagen.
Aber ich werde vom Brummen ihres Handys unterbrochen.