Soziale Medien fügen Ihnen und Ihrem Roman erheblichen Schaden zu.

Soziale Medien fügen Ihnen und Ihrem Roman erheblichen Schaden zu.Die sozialen Medien … Es geht nicht ohne sie, aber auch nicht mit ihnen. Sie sind eine kostengünstige und relativ effektive Methode, um für Bücher zu werben. Gleichzeitig sind sie aber auch immense Zeit- und Energiefresser, die an der Produktivität nagen. Hier eine Balance zu finden, ist nicht leicht, aber möglich.

Das Prinzip

Die Idee hinter Social Media Marketing ist einfach. Sich bei entsprechenden Plattformen anzumelden kostet nichts. Schnell ist ein Instagram-, Facebook- oder Twitter-Account erstellt. Im Netz wimmelt es nur so vor kostenlosen Anleitungen, wie Sie viele Follower generieren und Ideen, was sie alles tun können, um Ihre Bücher zu bewerben.

Bezahlte Werbung in den sozialen Medien hingegen ist in der Regel nicht ganz billig. Mit ihr erreichen Sie wahrscheinlich mehr Menschen als mit einfachen Beiträgen auf den Social-Media-Plattformen. Ob eine höhere Sichtbarkeit aber auch mit mehr Buchverkäufen gleichzusetzen ist, ist wenigstens fraglich.

Das Problem

Ganz gleich, wofür Sie sich entscheiden und wie viel sie investieren können oder wollen: Niemand kann Ihnen den Erfolg einer Werbemaßnahme garantieren. Zumal eigentlich auch niemand so genau sagen kann, worin ein Erfolg besteht.

Ja, Marketing-Gurus und Werbefachleute suggerieren gerne das Gegenteil. Und wahrscheinlich ist Werbung in jedem Fall besser als keine Werbung. Aber in welchem Maße sich Investitionen hier lohnen, kann niemand seriös vorhersagen.

Social Media Marketing ist somit zugleich einerseits die sicherste Möglichkeit, für die eigenen Bücher zu werben. Denn die monetären Kosten sind gering bis gar nicht vorhanden.

Gleichzeitig ist sie aber auch die fatalste. Denn es gibt versteckte Kosten, die unter Umständen schmerzhafter sein können als ein Loch im Geldbeutel. Und über diese Kosten redet kaum jemand. Jedenfalls keine Marketingexperten.

Denn soziale Medien kosten auf jeden Fall Zeit und – am schlimmsten – Energie. Und beides sind bei genauer Betrachtung die wichtigsten Ressourcen für Sie als Autor. Mit Ihnen schreiben Sie Bücher.

Eine Stunde, die Sie in Instagram und Co. gesteckt haben, können Sie nicht schreiben. Noch viel wichtiger: Die Kreativität, Willenskraft und Motivation, die Sie in eine Social-Media-Kampagne investieren, fehlt Ihnen beim Buchprojekt.

Wir haben häufig ein Bild davon, dass die Leidenschaft, mit der wir schreiben, unerschöpflich ist. Aber vieles spricht dafür, dass auch sie eine endliche Ressource ist, die wir uns gut einteilen müssen. Viele fühlen sich nach einem längeren Aufenthalt in den sozialen Medien aufgebracht und ausgelaugt. So kann kein Mensch schreiben.

Das alles wäre noch zu verkraften, wenn es denn eine konkrete Gegenleistung gäbe. Doch die gibt es eben nicht. Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Zeit und Energie, die Sie in Social Media Marketing stecken, und Buchverkäufen.

Jeder, der das Gegenteil suggeriert, ist wie ein Diät-Guru, der den perfekten Weg zum Abnehmen gefunden hat, bei dem man nicht hungern, keinen Sport treiben und auf nichts verzichten muss.


Woran liegt es, dass die Reichweite Ihrer Beiträge nicht immer gleich ist?

Soziale Medien werden nicht umsonst häufig mit einem einarmigen Banditen verglichen. Ja, der Verkaufsrang auf Amazon erhöht sich diesmal vielleicht ein wenig, wenn Sie Ihr Buch mit einem schicken Foto auf Instagram bewerben (oder auch mit einer ausgeklügelten Kampagne). Aber das garantiert nicht, dass dieser Effekt das nächste Mal genauso eintritt.

Algorithmen sorgen dafür, dass Ihre Beiträge nicht gleich verbreitet werden. Sie sind darauf ausgerichtet, für den Nutzer unberechenbar zu bleiben. Ob, wann und wie viel Sichtbarkeit Sie erreichen, ist am Ende aus Ihrer Perspektive zufällig.

Es wird jedoch eine Beherrschbarkeit suggeriert. Und ab und zu gibt es auch eine kleine Belohnung, indem ein Beitrag hochgespült wird und mehr Likes erhält als andere, sodass ein frustrierter Nutzer wieder an den Social-Media-Spielautomaten zurückkehrt.


Die Lösungen – zumindest mein Weg, mit dem Problem umzugehen …

Es ist also heikel, einerseits dem Sirenengesang der sozialen Medien zu folgen, die einem viele Buchverkäufe versprechen. Andererseits ist es genauso heikel, sich den sozialen Medien komplett zu entziehen.


Aber es gibt doch die Autoren, die aus dem Stand mit einem Posting in einer Facebook-Gruppe zu Bestseller-Autoren geworden sind

Ja. Tatsächlich gibt es sie. Es gibt auch Leute, die als Millionäre aus dem Spielkasino gekommen sind. Oder Menschen, die im Lotto gewinnen. Am Ende gibt es aber viel, viel mehr Menschen, bei denen das alles nicht der Fall ist.

Im Spielkasino wie im Lotto gewinnt am Ende immer die Bank. Und in den sozialen Medien gewinnen Facebook und co. Nicht die Nutzer. Sie verschlingen Ihrer Aufmerksamkeit, Kreativität und Motivation und nutzen sie für ihre Zwecke.

Das Problem ist: Sobald ein Autor einen Weg für sich gefunden hat, der funktioniert, und dann dieses Mittel als todsicheren Tipp anpreist, ist dieser Weg kein todsicherer Tipp mehr. Denn ein Erfolgsgeheimnis, das man allen mitteilt, ist eben kein Geheimnis mehr und kann somit keinen Erfolg mehr erzielen.


Deswegen habe ich für mich selbst in diesem Sommer das Experiment gewagt, mich sechs Wochen lang größtenteils aus den sozialen Medien fernzuhalten.

Um mein aktuelles Buch zu beenden, war das eher eine Notwendigkeit, als eine freiwillige Entscheidung. Selbst auf Blogartikel habe ich, im Prinzip das erste Mal seit acht Jahren, ganz bewusst verzichtet, damit ich meine Ressourcen bündeln und in die Fertigstellung meines Manuskripts stecken kann.

Am Ende hat sich meine Abstinenz auf die Zahl meiner Follower nicht negativ ausgewirkt. Im Gegenteil. Zeitweise hat sie sich sogar aus unerfindlichen Gründen erhöht. Vielleicht ein Mittel von Instagram und Konsorten, um mich zurückzugewinnen. Vielleicht auch Zufall. Undurchsichtige Algorithmen halt.

Um es auf den Punkt zu bringen: Pausen von den sozialen Medien sind meiner Erfahrung nach gut und schaden wenig. Fomo (Fear of missing out, also die Angst etwas zu verpassen) ist ein Effekt, den soziale Medien hervorrufen (wollen?). Aber ich für meinen Teil kann feststellen, dass Fomo eindeutig abnimmt, wenn man ab und zu mal eine Pause von den sozialen Medien einlegt.

Wie bei einer Entziehungskur kann es am Anfang etwas seltsam sein. Aber es wird mit der Zeit besser.

Zudem habe ich mich ein wenig mit der Psychologie hinter den sozialen Medien beschäftigt. Dabei stieß ich auf das Ergebnis einer Studie, dass in den sozialen Medien posten glücklich macht, in ihnen zu lesen hingegen unglücklich (nachzulesen zum Beispiel in diesem interessanten Buch über Erziehung von Katherine Reynold Lewis).

Insofern schränke ich also meinen Konsum sozialer Medien drastisch ein und nutze sie hauptsächlich dazu, um Dinge zu posten. Das heißt in meinem Fall, auf die Aktivitäten auf meinem Blog und bei den SchreibDilettanten aufmerksam zu machen und darüber mit Follower in Kontakt zu treten.

Der letzte Tippe, der mir hilft, ist die Konzentration auf das Wesentliche. Ich muss gestehen, dass ich meine Facebook-, Instagram- und Twitter-Accounts etwas vernachlässige. Dafür konzentriere ich mich mit großem Vergnügen auf den YouTube-Kanal der SchreibDilettanten.

Nicht, weil hier der größte Werbeeffekt entsteht. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, ob und welches soziale Medium für mich am effektivsten ist. Sondern, weil mir der Kanal am meisten Spaß bereitet.

Für mich ist das der wichtigste Tipp im Umgang mit sozialen Medien. Sich auf das zu konzentrieren, was einem wirklich Spaß macht, wo man also eher Energie gewinnt, als sie zu investieren.