Schreiben ohne Flow

Flow macht glücklich. Mit ihm geht das Schreiben mühelos von der Hand. Dummerweise kann man den Flow nicht bewusst herbeiführen. Wer also auf den Flow wartet, um richtig schreiben zu können, wartet unter Umständen vergeblich. WIE kann man also ohne Flow schreiben?


Was ist der Flow?

Flow ist ein Zustand der absoluten Versunkenheit. Wer ganz in seiner Aufgabe aufgeht, nicht mehr bemerkt, wie die Zeit verrinnt und alles andere ausblendet, der ist im Flow. Kinder sind echte Experten in Sachen Flow, weil sie praktisch immer über ihr Spiel alles andere vergessen.

Hier liegt auch der entscheidende Punkt beim Flow. Kindern fällt es leicht, in diesen Zustand zu geraten, weil sie in der Regel weniger Pflichten und Sorgen haben als Erwachsene, kein Handy, keine endlose Aufgabenlisten und keinen vollgestopften Terminkalender.

Erwachsene können nicht so einfach ihren Alltag und ihre Verpflichtungen ausblenden und sind dann automatisch auf wundersame Weise im Flow. Das wäre zu schön, um wahr zu sein.

Den Flow kann man kaum bewusst herbeiführen. Je angestrengter man ihn sucht, desto unwahrscheinlicher wird er.


Der Flow wird überschätzt

Das Internet blocken, die Außenwelt wegschließen und die Gedanken nur aufs Schreiben fokussieren … Das alles ist natürlich extrem wünschenswert. Aber erstens ist das noch lange keine Garantie für den Flow. Und zweitens ist das alles nicht immer möglich.

Wer aber täglich schreiben will, muss demnach auch schreiben, wenn die Bedingungen ungünstig sind und der Flow sich nicht einstellt.

Ohnehin wird der Flow überschätzt. Ja, er macht glücklich. Ja, so ziemlich jeder ist im Flow produktiver als ohne. Aber das bedeutet weder, dass man ohne Flow beim Schreiben kreuzunglücklich wäre, noch dass man vollkommen unproduktiv sein müsste.

Im Gegenteil. Wer auf den Flow wartet, wartet die meiste Zeit vergebens. Auf diese Weise hat man vielleicht hin und wieder einzelne sehr erfüllende Schreibsitzungen. Nur besonders produktiv ist man dabei auf Dauer eben nicht.

Für wen Schreiben eine Art heilsame Erfahrung darstellt, wer also eher zum eigenen Vergnügen oder aus therapeutischen Gründen schreibt und nicht daran denkt, dass Romane auch irgendwann einmal fertig und veröffentlich werden sollen oder nur in sehr großen Zeitabständen veröffentlicht, kann es sich leisten, nur im Flow zu schreiben.


Die dunkle Seite des Flow

Wer den Flow als Idealzustand verherrlicht, übersieht, dass er auch Schattenseiten hat. Viele kennen das Gefühl danach, wenn sie zum Beispiel lange an der Playstation zocken. Man vergisst Raum und Zeit, fühlt sich danach aber nicht unbedingt gut.

  • Muskeln leiden under dem Bewegungsmangel.
  • Rückenschmerzen sind vorprogrammiert.
  • Schlafmangel macht sich bemerkbar.
  • Körperhygiene wird vernachlässigt.
  • Soziale Kontakte werde vermieden.

Flow kann also auch zu einer Art Sucht mit negativen Begleiterscheinungen werden. Auch aus diesen Gründen ist es nicht unbedingt erstrebenswert, immer auf den Flow zu warten, um »richtig« schreiben zu können.


Wer also Abgabetermine einhalten muss oder will, der muss lernen, auch mit Ablenkung, Termindruck und schlechten Gefühlen zu schreiben. Das Erlebnis ist etwas unbefriedigender, aber auf lange Sicht ist man so produktiver.

Wie Schreiben ohne Flow funktionieren kann

Ein guter Ersatz für den Flow sind Routinen und Gewohnheiten. Es mag auf den ersten Blick befremdlich erscheinen, aber auch das »Nebenbeischreiben« lässt sich trainieren. Genauso das Schreiben in kurzen Zeiteinheiten. Zehn Minuten zum Beispiel.

Mögliche Routinen und Gewohnheiten wären zum Beispiel:

  • Schreiben im Wartezimmer beim Arzt, Frisör usw.
  • auf langen Arbeitswegen in der U-Bahn schreiben
  • erst Kaffee aufsetzen, dann schreiben bis er durchgelaufen ist
  • zehn Minuten Schreibsprint im Auto auf dem Parkplatz, bevor man ins Büro geht
  • Schreiben in der Mittagspause
  • Schreiben während das Baby schläft
  • Schreiben während die Kinder Spielpartner zu Besuch haben

Der Trick dabei ist, dass nach ein paar Wochen sich Gewohnheiten herausbilden, die es einem erleichtern, ins Schreiben zu gelangen, wenn man immer zum gleichen Zeitpunkt und unter ähnlichen Bedingungen zu schreiben beginnt. Wer so vorgeht, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe: Erstens wird man dadurch produktiver. Zweitens erhöht sich mit der Zeit auch so die Chance auf den herebeigesehnten Flow.

Denn das ist das Wunderbare an der Sache: Je weniger man sich darum bemüht in den Flow zu kommen, desto wahrscheinlicher wird es, dass man ihn erlangt. Es gilt also einmal mehr das Prinzip: einfach mal machen. Denn am Ende kann es gut sein. dass sich der Flow sogar in Situationen einstellt, in denen man das am wenigsten erwartet.


Faktoren, die zum Flow führen

Wer doch unbedingt den Flow sucht, sollte sich auf folgende Punkte konzentrieren, die ihn begünstigen:

  • Die Tätigkeit muss ein mittleres Niveau haben, damit man sich weder langweilt, noch überfordert fühlt.
  • Die Tätigkeit muss einen mit Sinn erfüllen.
  • Unterbrechungen müssen verhindert werden.
  • Die richtige Musik kann helfen.