Irrtümer über Infodump

Neulich verfasste ich an dieser Stelle einen Beitrag darüber, wie man leicht Infodump vermeiden kann: Das beste Mittel gegen Infodump. Bei der Diskussion zu diesem Beitrag in den sozialen Medien fiel mir auf, dass es einige Irrtümer bei diesem Thema gibt.

Irrtum Nr. 1 »Ich finde Infodump oft sehr interessant.«

Kurz gesagt: Wenn es interessant ist, dann ist es kein Infodump. Nehmen wir einmal an, ein Roman beginnt mit einer Abhandlung über das Schmetterlingssammeln. Es wird beschrieben, wie man Schmetterling fängt, aufspießt, sie unter Glas packt, katalogisiert und ich weiß nicht was.

Für mich wäre das der langweiligste Romananfang aller Zeiten. Ich habe mich schon dabei gelangweilt, diese Aufzählung oben zu schreiben. Und für die meisten anderen Leser wohl auch. Für alle, denen es wie mir geht, ist das Infodump. Leser, die sich für das Sammeln von Schmetterlingen interessieren, finden das super spannend. Dann ist dieser Text für sie aber ein wichtiger Bestandteil der Geschichte und kein Infodump.

Infodump liegt also im Auge des Betrachters. Wenn Informationen für einen Leser interessant sind, dann sind sie wichtige, unterhaltsame Informationen. Und eben kein Infodump.

Irrtum Nr. 2 »Infodump ist okay, wenn er gut geschrieben ist.«

Manche Romanautoren schaffen es, Informationen unglaublich spannend und anschaulich zu schreiben. Dann sind sie aber kein Infodump. Etwas, das wir Genre haben, ist kein Müll.

Das hässliche Teeservice, das ich auf dem Flohmarkt verscherbele, ist für den Käufer ein antikes Schmuckstück. Auch hier liegt also die Einschätzung, ob Informationen wirklich Infodumb sind, im gewissen Sinne im Auge des Betrachters, aber weit weniger stark als bei Irrtum Nr. 1.

Natürlich kann ein Text mehr oder weniger ansprechend geschrieben sein. Das allein entscheidet aber nicht darüber, ob er vom Leser als Infodump empfunden wird. Es kommt zum Beispiel auch darauf an, wo im Roman die Information platziert wird.

Irrtum Nr. 3 »Infodump am Anfang einer Geschichte ist manchmal notwendig.«

Fast immer sind Informationen am Beginn einer Geschichte Infodump. Das liegt in der Natur der Sache. Denn ein Roman lebt von Figuren, Handlung und Spannung, nicht von Informationen. Sind die Informationen in einem Buch das Wichtigste, dann ist das Buch ein Sachbuch und kein Roman mehr. Wenn ein Roman mit Informationen beginnt, kann der Leser nicht von den Figuren gepackt oder der Handlung mitgerissen werden. Spannung kommt so auch selten auf.

Lange Abhandlungen über Gerichtsmedizin beispielsweise müssen trotzdem kein Infodump sein, wenn im Roman ein Gerichtsmediziner auftaucht, der dem Leser ans Herz wächst. Dann will der Leser wahrscheinlich mehr über Gerichtsmedizin wissen. Informationen, die im Laufe einer Gesichte transportiert werden, an die Figuren gebunden sind, die Handlung vorantreiben oder für Spannung sorgen, sind kein Infodump, sondern ein erzählerisches Mittel.

Deswegen ist es nahezu unmöglich, einen Roman mit Informationen zu beginnen, die kein Infodump sind.

Irrtum Nr. 4 »Infodump lässt sich im SF- oder Fantasyroman nicht vermeiden.«

Manche Fans des Genres glauben, dass Infodump zum SF- oder Fantasygrenre dazugehören. Wie soll man denn sonst dem Leser das exotische Setting erklären?

Tatsächlich beginnen auch nicht wenige Romane mit Informationen über das Setting. Wahrscheinlich so häufig, dass Vielleser des Genres sich bereits daran gewöhnt haben. Das bedeutet aber nicht, dass es nicht anders geht. Auch dafür gibt es gute Beispiele.

Hinzu kommt, dass viele Informationen zum Setting nicht gleich Infodump sind. So beginnt beispielsweise John Scalzi seinen Roman »Krieg der Klone« mit vielen Setting-Informationen. Aber er baut zuvor mit wenigen Sätzen und durch erzählerische Tricks eine Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler.und dem Leser auf, sodass das die meisten diese Informationen auch erfahren wollen.

Irrtum Nr. 5 »Aber Terry Pratchett und Douglas Adams (oder andere Autoren von lustigen Romanen)verwenden auch viel Infodump und das lese ich gerne.«

Wie gesagt. Erstens, wenn man es gerne liest, ist es kein Infodump. Zweitens, Douglas Adams und Terry Pratchett sind Meister des Humors. Im Vordergrund ihrer Informationen, die sie in ihren Romanen erzählen, steht der Witz. Ein Witz ist kein Infodump.

Abgesehen davon schreiben beide Parodien von SF- und Fantasy-Romanen. Natürlich muss dann auch der Infodump, der in diesem Genre von vielen, nicht von allen Autoren, abgeladen wird, parodiert werden. Eine Parodie kann jedoch naturgemäß kein Infodump sein, weil der Text ja nicht in erster Linie informieren, sonder persiflieren soll.

Fazit

Es kann keinen guten Infodump geben. Informationen, die den Leser langweilen, sind Infodump. Ganz gleich, wo sie stehen und wie sie geschrieben sind. Werden die Informationen vom Leser als spannend und/oder unterhaltsam empfunden, sind sie kein Infodump.