Infodump ist einer der sichersten Methoden, um Ihre Leser zu langweilen. Am besten noch gleich am Anfang des Romans. Dutzende von Seiten lang. Aber wie sollen Sie sonst Ihre Welt oder die Vorgeschichte Ihres Helden und Schurken an den Leser bringen? Wie soll er sich ohne diese wichtigen Informationen orientieren?
Infodump? Was ist das?
Mit Infodump werden Informationen in einem Roman bezeichnet, die einfach nur in langen Erklärungen der Erzählungen abgeladen werden. Die Enthüllung des Mörders und der Umstände seiner Tat durch den Detektiv am Ende eines Romans sind beispielsweise kein Infodump, weil sie funktional in die Handlung eingebunden sind und der Leser diese Informationen dank der Dramaturgie des Romans herbeisehnt.
Ausführungen zu Pfeifenkraut am Beginn einer Geschichte hingegen sind klassisches Infodump.
Und, ja, es hilft auch nicht wirklich, die Informationen statt in Erklärungen und Erzählungen in Dialoge zu packen.
»Hey, was rauchst du?«
»Oh, ich kenne ein feines Kraut, darüber muss ich dir noch was erzählen …«
Infodump hat genau genommen zwei Ursachen.
- Sie müssen sich als Autor Informationen erarbeiten und Sie bekommen Ihre Ideen beim Schreiben, sind aber zu bequem, um sie beim Überarbeiten später zu streichen. Oder Sie vergessen es einfach.
- Sie trauen Ihrer Geschichte und Ihren Figuren nicht. Sie befürchten, dass Ihre Leser nicht emotional gepackt werden, sodass sie auch weiterlesen, ohne ein Maximum an Orientierung zu besitzen.
Viele von uns schreiben nicht als erstes Romane oder spannende Geschichten. Die meisten machen ihre ersten Schreiberfahrungen, wenn Sie in der Schule oder in der Uni größere Arbeiten abgeben müssen. Und hier bekommen wir beigebracht, alle Informationen unterzubringen, die wir haben.
Aber Romane sind keine Examensarbeiten. Bis zu einem gewissen Grad will der Leser verwirrt werden. Wenn er nicht weiß, was als nächstes geschieht oder wieso der Held etwas tut, das auf den ersten Blick keinen Sinn ergibt, dann bedeutet das für ihn Spannung. Infodump zerstört Spannung.
Auf der anderen Seite stimmt es. Leser benötigen auch Orientierung. Doch sie wollen nicht unbedingt Orientierung innerhalb der Handlung eines Romans. Hier ist es eher wichtiger, dass rückblickend alles einen Sinn ergibt. Während eines Romans verzeihen es die meisten Leser aus den oben genannten Gründen, wenn sie für eine Weile im Ungewissen gelassen werden.
Was Leser jedoch, vollkommen zu recht, nicht verzeihen ist mangelnde Spannung. Und das wiederum bedeutet, dass Leser emotional gepackt werden wollen. Daraus folgt der logische Schluss, dass alle Informationen, die nicht bewirken, dass der Leser emotional in den Roman verstrickt wird, nichts ihn ihm zu suchen haben. Zumindest nicht am Anfang.
Rückwärtsgewandtes Erzählen ist kein Infodump
Rückwärtsgewandtes Erzählen ist die Erfolgsformel unzähliger spannender Krimis. Der Leser erfährt nicht zu Beginn, wer der Mörder ist und wie er seinen Mord begangen hat. Am Anfang steht der spektakuläre Fund einer Leiche. Dieser verwickelt den Leser emotional in die Handlung. Danach darf er dem Detektiv dabei zusehen, wie er Beweise sammelt, mit Zeugen redet und andere Puzzleteile zusammenfügt, um dem Leser die Informationen zu präsentieren, die er benötigt, um die Handlung erst am Ende des Romans komplett. zu verstehen.
Diese Formel funktioniert aber auch in allen anderen Genres, nur vielleicht nicht unbedingt in dieser klassischen Form.
Infodump können Sie mit zwei ganz einfachen Maßnahmen verhindern:
- Sie schreiben alle Informationen, die Sie für Ihren Roman benötigen, in eine Datei, bevor Sie Ihren eigentlichen Roman schreiben.
- Schreiben Sie Ihren Roman, als wüsste der Leser bereits alles, was in dieser Datei steht. Erklären Sie nichts. Jedenfalls auf keinen Fall am Anfang des Romans.
Was? Aber dann wird der Leser doch vollkommen irritiert den Roman in die Ecke werfen, weil er nichts versteht.
Vielleicht. Einige wenige. Wahrscheinlich aber eher nicht. Leser sind nämlich in der Regel klug. Das, was Sie nicht schreiben, können sich die meisten Leser selbst denken. Leser wollen das sogar. Es macht für sie einen Teil des Lesevergnügens aus, ihrer eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen.
Darüber hinaus können Sie Ihren Testlesern vertrauen. Geben Sie Ihr Romanmanuskript einigen Menschen zum Lesen. Sollten sie sich wirklich beschweren, dass sie nichts verstehen, dann können sie ganz behutsam Informationen einfügen. Aber auch nur ein absolutes Minimum.
Warum Infodump manchmal doch funktioniert
Aber wenn Infodump so böse ist, wieso lesen Sie es dann immer mal wieder in Romanen großer, erfolgreicher Autoren? Von J.R.R. Tolkien über Terry Pratchett bis hin zu Ernest Cline gibt es Romane, in denen es vor Infodump nur so wimmelt, und die trotzdem erfolgreich sind.
Manche Autoren haben es einfach drauf, wirklich spannend zu erzählen. Diese Autoren können auch die Zutatenliste eines Brotaufstrichs in ihren Romanen spannend beschreiben. Aber das ist wirklich, wirklich große Kunst. Ich würde mich an Ihrer Stelle nicht darauf verlassen, dass Ihnen das auch gelingt. Vor allem nicht im ersten Roman.
Hinzu kommt, dass auch Infodump im Auge des Betrachters liegt. Was für den einen Leser überflüssiger Ballast ist, kann für den nächsten ein spannendes Detail sein. Wie so häufig beim Thema Schreiben, kommt es am Ende auf eine Balance an zwischen zu viel und zu wenig Informationen, dessen ideales Gleichgewicht niemand so richtig kennt. Am Ende können Sie nur guten Testlesern und ihrem Lektor vertrauen.
Und dem alten Grundsatz: Weniger ist mehr.