Ich bin ein Fan von Tabellen, Strukturskizzen und Checklisten, wenn es darum geht, einen Roman zu schreiben. Listen erleichtern das Autorenleben beträchtlich, denn sie machen abstrakte Sachverhalte übersichtlich und helfen, Ideen zu entwickeln, Entscheidungen für den Plot zu treffen und überwinden so Schreibblockaden. Sie zwingen dazu, diffuse Einfälle in knapper Form wiederzugeben, so dass Sie sich über die Stärken und Schwächen Ihrer Ideen klar werden kann.
1. In so wenig Sätzen wie möglich: Was ist die Grundidee der Geschichte?
Die Antwort auf diese Frage sollte mehr als nur ein Begriff sein, aber auch nicht sehr viel mehr als drei Sätze. Wenn’s vier werden ist es keine Katastrophe, sind’s nur zwei, ist das auch nicht verkehrt. Das Ausformulieren der Grundidee hilft dabei, den Plot zu planen, die Stärken und Schwächen zu erkennen und zu entscheiden, ob eine Idee weiter entwickeln sollte oder lieber nicht.
2. Kurz: Wer ist der Held?
Auch hier: Schreibe Sie ungefähr drei Sätze. Näheres erledigen Sie in der Biografie Ihres Helden. An dieser Stelle sollen Sie nur für sich ein Eindruck davon gewinnen, ob und wie die Hauptfigur zur Grundidee passt und welche Eigenschaften sie braucht, damit Ihr Plot funktionieren kann.
3. Was sind die Themen? Wie lautet die Prämisse?
Thema und Prämisse einer Geschichte sind entscheidende Faktoren, um Leser zu erreichen. Die Prämisse sorgt dafür, dass eine Story als einheitlich und zusammenhängend wahrgenommen wird. Das Thema weckt Interesse und erzeugt eine Bindung zwischen Ihrem Text und dem Leser. Meistens haben Romane mehr als ein Thema, allerdings auch nicht zu viele. Ein Thema sollte im Zentrum stehen. Themen, die zum Beispiel Tolkiens »Herr der Ringe« behandelt sind Freundschaft, Korruption und Wandern. Wobei Freundschaft im Zentrum steht.
Was ist eigentlich eine Prämisse?
Die Prämisse ist eine Behauptung, die durch die Handlung Ihrer Geschichte bewiesen wird, beispielsweise »Verbrechen lohnt sich nicht.« oder »Liebe führt in den Untergang.«. Sie lauert sozusagen im Hintergrund Ihres Romans und bildet den roten Faden, der ihn zusammenhält. Jede einzelne Szene eines Romans trägt dazu bei, die Prämisse zu beweisen.
4. Wie lautet die zentrale Frage, die zu Beginn der Geschichte aufgeworfen wird?
Im Endeffekt ist die zentrale Frage der Grund für Ihren Leser, wieso er überhaupt nach dem ersten Satz der Geschichte weiterlesen soll. Abstrakt gesehen lautet die zentrale Frage jeder Geschichte: »Wie gelangt der Held an das, was er unbedingt will?« Das Entscheidende ist, dass Sie diese Frage so konkret wie möglich auf Ihre Geschichte zuschneiden. Gerade dieser Punkt kann sich im Laufe des Schreibprozesses noch massiv ändern. Aber das gilt für alle Punkte der Checkliste. Einen Roman schreiben ist ein Puzzlespiel, bei dem Sie immer wieder die einzelnen Teile mit der Laubsäge neu zurechtfeilen müssen.
5. Was will der Held unbedingt und warum will er so dringend sein Ziel erreichen?
Ohne starke Motivation des Helden keine Spannung. Die Motivation muss natürlich mit der zentralen Frage und der Prämisse zusammenhängen.
6. Wer oder was steht dem Held im Weg?
Mit dieser Frage sammeln Sie erste Ideen (oder bündeln sie, falls Sie schon mehrere haben) für Hindernisse, die den Konflikt verschärfen und damit die Spannung erhöhen. Hauptsächlich sollte dies der Schurke des Romans sein.Damit entstehen die Ideen für den Plot der ersten Hälfte Ihrer Geschichte. Denn all diese Dinge, die ich bis hierhin erarbeitet haben, müssen am Anfang einer Story vorgestellt und entwickelt werden.
7. Also nochmal, wie genau lautet die Prämisse?
Die Struktur einer Prämisse lässt sich ungefähr so auf den Punkt bringen:
Hauptfigur + Konflikt = Lösung.
So könnte z.B. die Prämisse von »Romeo und Julia« lauten: »Große Liebe, die von den Familien verboten wird, führt zum Tod.«)
Eigentlich können Sie Ihre Prämisse jetzt erst wirklich ausformulieren, da Sie nun auch wissen, wer den Zielen Ihres Helden im Weg steht und worin der zentrale Konflikt meines Romans besteht. Trotzdem brauchen Sie aber schon früher eine ungefähre Idee von Ihrer Prämisse, um die Punkte 4-6 zu erarbeiten. Wie gesagt: Es ist ein Puzzlespiel.
8. Wer oder was hilft dem Helden?
Mit dieser Frage entwickle Sie Freunde, weise Ratgeber, Geliebte und andere wichtige Nebenfiguren. Dadurch entstehen auch weitere tolle Ideen für die Handlung.
9. Welchen Plan entwickelt und verfolgt der Held, um die Hindernisse zu bewältigen?
Der Held einer Romanhandlung darf nur bis zur Mitte der Handlung ein Getriebener der Ereignisse sein. Danach muss er das Heft des Handelns in die Hand nehmen, um den Konflikt schrittweise zu lösen. Mit anderen Worten: Mit 9. entwickeln Sie in ganz groben Zügen den Plot für die zweite Hälfte Ihres Romans.
10. Worin besteht der zentrale Konflikt?
Eigentlich sollten Sie nun gut wissen, worum sich Ihre Geschichte dreht. Formulieren Sie nun möglichst in einem Satz noch einmal den zentralen Konflikt. Falls es Ihnen hier schwerfällt, diesen Satz zu formulieren stimmt etwas mit den Schritten 1-9 nicht. Gehen Sie sie nochmals durch.
11. Wie erreicht der Held sein Ziel?
Mit dieser Frage kann ich erste Ideen für das Ende des Romans entwickeln. Wie führt der Plan Ihres Helden zum Erfolg? Okay, die Frage könnte auch lauten: Wie verfehlt Ihr Held sein Ziel? Aber ich für meinen Teil mag halt Geschichten, die gut ausgehen.
12. Und ein letztes Mal: Stimmt die Prämisse?
Okay, okay, das liest sich jetzt vielleicht ermüdend. Doch Sie müssen die Prämisse möglichst früh festklopfen und sicher szu ein, dass sie etwas taugt. Denn ohne sie kann Ihr ganzes Projekt auseinanderfallen und dann habe Sie später beim Schreiben und Überarbeiten noch viel, viel mehr Arbeit als jetzt.